IG Metall fürchtet jahrelangen Stillstand bei Jamaika-Koalition

IG Metall fürchtet jahrelangen Stillstand bei Jamaika-Koalition - bei Kurznachrichten Plus

IG Metall fürchtet jahrelangen Stillstand bei Jamaika-Koalition - Wirtschaft in Berlin

Deutschlands größte Gewerkschaft verspricht sich nicht viel von einer Jamaika-Koalition: "Was ich befürchte, sind vier Jahre Stillstand bei den zentralen Fragen der Transformation der Arbeitswelt", sagte der IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann "Zeit Online". Wenn man die Parteiprogramme vergleiche, sei "am ehesten im Bereich Bildung ein bisschen Bewegung drin". Alle Entscheidungen in einer Regierung aus Union, FDP und Grünen würden "das Ergebnis eines sehr kleinteiligen Verhandlungsprozesses sein - immer wieder aufgehalten von gegenseitiger Blockade", sagte Hofmann weiter.

Man werde sich in den Koalitionsverhandlungen, wenn überhaupt, "auf Formelkompromisse" einigen. "Dagegen war der letzte Koalitionsvertrag ein echtes Arbeitsprogramm", sagte Hofmann. Das sehe er hier nicht. Die Gewerkschaft will aktuell stärker dem Wunsch seiner 2,3 Millionen Mitglieder nach flexibleren Arbeitszeiten nachkommen und fordert in der aktuellen Tarifrunde eine Arbeitszeitverkürzung. In bestimmten Fällen soll der Arbeitgeber dafür bezahlen. "Die Arbeitszeit für einen abgesteckten Zeitraum zu verringern, ist für viele Mitglieder mittlerweile oft genauso wichtig wie die Frage nach höheren Löhnen", sagte Hofmann dazu. "Das zeigen unsere Umfragen." Die Beschäftigten sollten den Anspruch haben, die Arbeitszeit von 35 auf bis zu 28 Stunden in der Woche zu reduzieren und zwar zeitlich begrenzt auf maximal zwei Jahre, sagte Hofmann. Danach sollten sie wieder in die alte Arbeitszeit zurückkehren können. "Eine solche Wahloption für die Beschäftigten hat es in Tarifverträgen bislang nicht gegeben", führte Hofmann aus. "Wir müssen Arbeitszeit neu denken." In bestimmten Lebenslagen sollen die Beschäftigten von den Arbeitgebern einen Lohnzuschuss bekommen, wenn sie die Arbeitszeit reduzieren, "etwa für die Kinderbetreuung, die Pflege von Angehörigen oder Beschäftigte in Schichtarbeit", sagte Hofmann. "Wir wollen das Modell für alle Beschäftigten öffnen, auch denen, die nur wenig verdienen und eine Verkürzung allein nicht stemmen können." Die Arbeitgeberverbände sehen diese Forderung bisher sehr kritisch.

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